Zusammenfassung
Einleitung
Essstörungen sind bei Kindern und Jugendlichen (KuJ) mit Typ-1-Diabetes (T1D) erhöht
(10% vs. 4%). Auch eingewanderte bzw. direkte Nachkommen von Einwanderern (E&dN) haben
im Vergleich zu einheimischen Gleichaltrigen ein doppelt so hohes Risiko, eine Essstörung
zu entwickeln. Daraus ergibt sich unsere Arbeitshypothese, dass eingewanderte im Vergleich
zu einheimischen KuJ mit T1D ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Essstörung
haben.
Patienten und Methode
Zur Prüfung dieser These wurden 219 KuJ mit manifesten T1D aus drei unterschiedlichen
Einrichtungen im Querschnitt befragt. Der Fragebogen umfasste den mSCOFF als Screening-Instrument
für Essstörungen. Die Werte des mSCOFF wurden in Korrelation zu metabolischen, sozialen,
und demografischen Daten gesetzt.
Ergebnisse
Insgesamt wiesen 18,2%, der untersuchten KuJ unerwarteterweise einen auffälligen mSCOFF-Wert
auf, erwartungsgemäß waren es mehr weibliche (67,5%) als männliche Probanden. Es zeigte
sich kein signifikanter Unterschied (OR:1,53; p=0,284) für das Vorliegen einer Essstörung
bei KuJ mit E&dN (N=83; 37,9%) zu einheimischen KuJ (N=136; 62,1%).
22,9% der KuJ mit E&dN und T1D hatten einen auffälligen mSCOFF. Unabhängig vom Einwanderungsstatus
haben KuJ mit auffälligem mSCOFF-Wert höhere HbA1c -Werte (8,6% aktuell und 7,8% 3 Monate früher), im Vergleich zu den Probanden mit
einem unauffälligen mSCOFF-Wert (p=0,010). Im linearen Regressionsmodell erhöhte die
Diabetesdauer (p=0,040), der auffällige mSCOFF-Wert (p=0,038) und das Vorhandensein
einer Einwanderungsgeschichte (p=0,024) den HbA1c -Wert von vor drei Monaten. Jedoch haben die Faktoren des Alters, des Geschlechts
oder der Nutzung einer Pumpe keinen Einfluss.
Schlussfolgerung
Es konnte bestätigt werden, dass KuJ mit einem manifestierten T1D ein erhöhtes Risiko
aufweisen, eine Essstörung zu entwickeln. Die Frage, ob eingewanderte KuJ im Vergleich
zu einheimischen KuJ ein erhöhtes Risiko haben, konnte aufgrund der Fallzahl nicht
beantwortet werden. Jedoch gab es einen Zusammenhang zwischen dem Risiko einer Essstörung
(mSCOFF-Wert) und einem erhöhten HbA1c -Wert sowohl bei einheimischen als auch bei KuJ mit Einwanderungsgeschichte.
Abstract
Introduction
Eating disorders are increased in children and adolescents (C&A) with Type 1 Diabetes
mellitus (T1D) (10% vs. 4%). Immigrants and direct descendants of immigrants (I&dD)
also have twice the risk of developing an eating disorder compared to their native
peers. This leads to our working hypothesis that immigrant C&A with T1D have a higher
risk of developing an eating disorder compared to native C&A with T1D.
Patients and Methods
To test this hypothesis, 219 C&A with manifest T1D from three different institutions
were surveyed cross-sectionally. The questionnaire included the mSCOFF as a screening
instrument for eating disorders. The mSCOFF values were correlated with metabolic,
social, and demographic data.
Results
Overall, 18.2% of the examined C&A unexpectedly showed an abnormal mSCOFF value, with
more female (67.5%) than male subjects as expected. There was no significant difference
(OR: 1.53; p=0.284) in the presence of an eating disorder between C&A with I&dD (N=83;
37.9%) and native C&A (N=136; 62.1%). 22.9% of C&A with I&dD and T1D had an abnormal
mSCOFF. Regardless of immigration status, C&A with an abnormal mSCOFF value had higher
HbA1c values (8.6% currently and 7.8% three months earlier) compared to subjects with a
normal mSCOFF value (p=0.010). In the linear regression model, the duration of diabetes
(p=0.040), the abnormal mSCOFF value (p=0.038), and the presence of an immigration
history (p=0.024) increased the HbA1c value from three months earlier. However, factors such as age, gender, or the use
of a pump had no influence.
Conclusion
It was confirmed that C&A with manifest T1D have an increased risk of developing an
eating disorder. The question of whether immigrant C&A have a higher risk compared
to native C&A could not be answered due to the sample size. However, there was a correlation
between the risk of an eating disorder (mSCOFF value) and an increased HbA1c , both in native and immigrant C&A.
Schlüsselwörter Essstörung - Typ-1-Diabetes - Migrationshintergrund - Häufigkeit
Keywords eating disorder - type 1 diabetes - migration background - prevalence